BAM entwickelt zertifiziertes PFAS-Referenzmaterial aus gebrauchter Outdoorbekleidung

Auf dem Weg in eine zirkuläre Wirtschaft

09.05.2025
BAM

Während des Herstellungsprozesses musste das Referenzmaterial mit flüssigem Stickstoff gekühlt werden, um ein Überhitzen der Mühle zu vermeiden.

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat ein Referenzmaterial für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in Outdoor-Textilien entwickelt. Es dient dazu, die Verlässlichkeit von Analyseverfahren sicherzustellen, die den Gehalt bestimmter PFAS in Outdoor-Bekleidung ermitteln. Die Einhaltung von Grenzwerten für PFAS ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine Circular Economy.

Das zertifizierte Referenzmaterial BAM-B003 steht in zweifacher Hinsicht für Nachhaltigkeit: Nicht nur wurden für seine Herstellung alte, von Mitarbeitenden gespendete Outdoor-Kleidungsstücke verwendet. Das Referenzmaterial wird auch dabei helfen, Outdoor-Bekleidung in einen zirkulären Herstellungsprozess zu überführen. Denn um Textilien recyclen zu können, müssen Hersteller*innen genau wissen, ob die Ausgangsmaterialien mit Schadstoffen belastet sind und wenn ja, wie stark.

Labore, die Outdoor-Bekleidung auf die Überschreitung von PFAS-Grenzwerten testen, können das neue Referenzmaterial nutzen, um zu prüfen, ob ihre Analysemethoden korrekte Werte liefern. Die PFAS-Gehalte im Referenzmaterial sind genau ermittelt und anschließend zertifiziert worden. Kommt das Labor bei seiner Analyse des Referenzmaterial also auf dieselben PFAS-Gehalte, bedeutet das, dass es verlässliche Ergebnisse liefert. BAM-B003 ist eines der wenigen PFAS-Referenzmaterialien auf dem Markt, die nach ISO 17034 zertifiziert sind und damit eine zuverlässige Referenzgröße für Labore darstellen.

Auf dem Weg in eine zirkuläre Wirtschaft

Das Referenzmaterial stellt einen wichtigen Schritt auf dem Weg in eine zirkuläre Wirtschaft dar. Laut EU-Kommission ist der europäische Textilverbrauch die viertgrößte Ursache für Umweltbelastung und Klimawandel – nach Lebensmittelproduktion, Wohnen und Mobilität. Textilien stellen deswegen einen von sieben Bereichen der DIN-Normungsroadmap „Circular Economy“ dar. „Referenzmaterialien für die PFAS-Analytik werden dringend benötigt“, erläutert Matthias Koch, Leiter des Fachbereichs Organische Spuren- und Lebensmittelanalytik. „Es wurden in Deutschland und Europa zwar eine Reihe von Vorschriften für die Begrenzung von PFAS aktualisiert – zum Beispiel die Trinkwasser-Verordnung, die Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung oder EU-Standards für Kontaminanten in Textilien. Doch um deren Einhaltung sicherzustellen, müssen Labore garantieren können, dass ihre Ergebnisse auch stimmen. Dafür braucht es zertifizierte Referenzmaterialien.“

Exakt die gleiche Menge PFAS in jeder Probe

Auch die Kleiderspender*innen der BAM konnten auf Wunsch erfahren, ob und wie stark ihre Kleidung mit PFAS kontaminiert war. Der Aufruf ergab 42 Textilien, die auf PFAS getestet wurden. Aus den Kleidungsstücken, die belastet waren, wurde das Referenzmaterial hergestellt. Dafür wurden die Textilien zerkleinert, mehrfach gemahlen und zwischendurch mit flüssigem Stickstoff gekühlt, um die Mahlfähigkeit zu verbessern und ein Überhitzen der Mühle zu vermeiden. Damit sichergestellt ist, dass jede abgefüllte Flasche des Referenzmaterials tatsächlich dieselbe Menge PFAS enthält, wurde beim Durchmischen immer wieder auf Homogenität geprüft. Das Referenzmaterial beinhaltet 18 verschiedene PFAS. Für jede dieser Substanzen ist ihr genauer Gehalt im Zertifikat angegeben.

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